Stolpener Basalt
Entstehung & Nutzung
Die faszinierende Entstehung des Stolpener Basalts
In den malerischen Gefilden von Stolpen hat die Natur ein wahres Meisterwerk geschaffen – den Stolpener Basalt. Vor rund 25 Millionen Jahren tobte hier ein geologisches Spektakel. Mitten im sächsisch-nordböhmischen Raum, einer der heißesten Hotspots für geologische Aktivitäten in Europa, brach ein Vulkanschlot durch die Erdkruste und veränderte die Landschaft für immer. Dabei bildete sich eine massive Magma-Kammer unter der Oberfläche. Sie erstarrte anschließend in Form von beeindruckenden Säulen. Die Erosion legte im Laufe der Zeit Teile der Basalt-Formation in Stolpen wieder frei.
Basalt ist dunkel, meist schwarz oder grau, und zeichnet sich durch seine hohe Dichte und Härte aus. Der Stolpener Basalt ist vor allem aus Labradorit (bis zu 90%) und Magnetit (bis zu 14%) aufgebaut. Erkennbar sind Einsprenglinge, wobei es sich hauptsächlich um Minerale der Olivin- und Pyroxengruppe handelt.
Basaltgeschichte: Von Stolpen aus um die Welt
Die Basaltaufschlüsse in Stolpen sind die ältesten dokumentierten ihrer Art in Europa und gehen auf das Jahr 1520 zurück. Während der turbulenten Zeit der Reformation und kurz nach Martin Luthers Thesenanschlag spielte der päpstliche Legat Carolus von Miltitz eine entscheidende Rolle in Stolpen. Er besuchte den meißnischen Bischof, um in einem aufkommenden Streit zwischen dem Bischof und Luther zu vermitteln. Während seines Aufenthalts präsentierte er eine Probe des Stolpener Basalts dem sächsischen Kurfürsten Friedrich der Weise, den er von Stolpen aus schickte. Der Kurfürst versprach, die Nützlichkeit dieses Gesteins zu prüfen.
Später, um 1530, erwähnte der Pirnaer Mönch Johannes Lindner (Tilianus) die Gewinnung von achteckigen Steinen aus Stolpen, die für den Bau verwendet wurden. Damit nahm die lange Geschichte des Stolpener Basalts ihren Anfang.
Der sächsische Universalgelehrte Georgius Agricola prägte 1546 erstmals den Namen "Basalt" in seiner Beschreibung des Burgberges von Stolpen. Damit ist Stolpen der Ort, an dem der Begriff "Basalt" erstmals für diese Gesteinsformation verwendet wurde. Im Jahr 1565 fertigte Johannes Kentmann, ein sächsischer Arzt und Naturforscher, die erste bildliche Darstellung von Säulenbasalt an. Diese Zeichnung wurde von Conrad Gesner, einem Gelehrten aus Zürich, veröffentlicht und entwickelte sich zu einem bedeutenden Meilenstein in der Geschichte der Geologie.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts löste der Stolpener Basalt einen wissenschaftlichen Streit über die Entstehung von Gesteinen aus. Die Neptunisten, angeführt von Abraham Gottlob Werner, glaubten, dass Wasser die Grundlage für die Entstehung von Basalt sei. Die Plutonisten hingegen waren überzeugt, dass Feuer (Lava) das gesteinsbildende Element für den Basalt sei. Sogar der berühmte Johann Wolfgang von Goethe unternahm auf einer Reise nach Schlesien am 31. Juli 1790 einen Besuch des Stolpener Burgberges. Mittelpunkt des Interesses dürfte der durch den Basaltbruch an der Westseite der Burg meilerförmig sichtbare Aufschluss gewesen sein, den Carl Heinrich Nicolai ("Wegweiser für die Sächsische Schweiz", 1801) und Wilhelm Leberecht Götzinger ("Schandau und seine Umgebungen", 1804) als sehenswert empfehlen. Der Streit der Neptunisten mit den Plutonisten währte noch bis etwa 1820. Die Plutonistentheorie setzte sich schließlich durch und bestätigte die vulkanische Herkunft des Basalts.
Basalt in der Burg
Der Name 'Stolpen' hat slawische Wurzeln und bedeutet Säule („stolp“). Dieser Name bezieht sich auf das örtliche Gestein, das den Slawen auffiel, die ab dem 6. Jahrhundert in diese Region eingewandert sind. Der freistehende Berg bot ideale Voraussetzungen für den Bau einer lokalen Herrschaftsburg. Der Name "Stolpen" taucht erstmals in einer bischöflichen Urkunde aus dem Jahr 1222 auf, in der ein slawischer Edler namens Moyko von Stolpen genannt wird. Diese Urkunde aus dem Jahr 1227 besagt, dass dieser Slawe die Burg Stolpen an den meißnischen Bischof Bruno II. von Porstendorf verkaufte.
Die slawischen Anfänge der Burg Stolpen sind jedoch größtenteils im Dunkeln geblieben, und Informationen darüber sind begrenzt. Es ist jedoch leicht nachvollziehbar, dass das örtlich vorkommende Gestein neben Holz und Lehm als Hauptbaumaterial für Stolpen diente.
Der Stolpener Basalt, ein einzigartiges Gestein von herausragender Bedeutung, hatte eine faszinierende Geschichte und wurde von vielen Gelehrten und Künstlern erkundet und dokumentiert.
Auf der Burg Stolpen können Besucher zwei besondere Sehenswürdigkeiten erleben:
Basalt-Ausstellung im Burgkeller
Im Burgkeller befindet sich eine spezielle Basalt-Ausstellung, die sich dem Stolpener Basalt widmet. Hier können Besucher nicht nur viel über die geologischen Besonderheiten dieses Gesteins erfahren, sondern auch praktische Experimente durchführen, um die außerordentliche Dichte des Basalts zu erleben, die Ablenkung einer Kompassnadel durch den hohen Magnetitgehalt im Basalt zu beobachten und mehr über Grundwasser im Basalt zu lernen. Im Burgkeller unterhalb des Fürstenhauses im IV. Hof wird die Geschichte und Erforschung des (Stolpener) Basalts durch die Dauerausstellung „Der Basalt ist ein Sachse“ eindrucksvoll dokumentiert.
Burgbrunnen
Innerhalb der Burganlage auf dem Stolpener Schlossberg befindet sich der Burgbrunnen, der tiefste natursteinbelassene (unausgebaute) Basaltbrunnen weltweit. Dieser Brunnen ist ein bemerkenswertes Bauwerk, das die außergewöhnlichen Fähigkeiten sächsischer Bergleute zu Beginn der Neuzeit demonstriert. Er wurde zwischen 1607/08 und 1632 errichtet. Vier Bergleute, die aus Gießhübel in die Region Stolpen kamen, gruben unglaubliche 84 Meter in die Tiefe. Mit traditionellen Werkzeugen wie Schlegel und Eisen sowie der Technik des Feuersetzens erreichten sie im Durchschnitt einen Vortrieb von ca. 1,5 Zentimetern pro Tag - etwa drei bis vier Meter pro Jahr. Die Bergmeister hatten anfangs keine Gewissheit, ob sie jemals auf Wasser stoßen würden, doch im Januar 1628 floss der erste Wasserrinnsal. Dieses Ereignis war so bemerkenswert, dass sogar der Kurfürst persönlich nach Stolpen kam, um den Brunnen zu inspizieren.
Kurz nach seiner Fertigstellung im Jahr 1632 erfuhr der Brunnen seine "Feuertaufe", als er beim Überfall kaiserlicher Kroaten auf Stolpen im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges zum Löschen von Bränden und zur Versorgung der auf die Burg geflüchteten Stolpener Bevölkerung eingesetzt wurde. Diese verteidigte die Festung erfolgreich gegen die Angreifer.
Im Siebenjährigen Krieg von 1756 und während der napoleonischen Epoche um 1813 wurde der Brunnen teilweise verschüttet. Die Beräumung erfolgte in den Jahren 1883/1884. Ein Gitter wurde über dem Brunnen angebracht, nachdem 1933 eine Selbstmörderin geborgen wurde. Beim jährlichen Burghof-Fest zieht man über eine Winde wie in alten Zeiten Stolpener Brunnenwasser.
Der Basalt heute: Ein Naturwunder von Weltrang
Der Stolpener Basalt hat sich im Laufe der Jahrhunderte als Naturwunder von Weltrang erwiesen. Seine einzigartigen Eigenschaften machen ihn zu einem faszinierenden Objekt für Geologen und Naturliebhaber gleichermaßen. Heute sind diese Säulen das Markenzeichen der Stadt Stolpen und ein erstaunliches Zeugnis für die Kraft der Natur.
In der Stadt Stolpen wurden viele Bauwerke aus Basalt errichtet, darunter Hauswände, einzigartige Basaltgewölbekeller, Prellsteine, Wasserleitungen und vieles mehr. Mitte des 19. Jahrhunderts stellte man den Abbau im großen Basaltsteinbruch westlich des Burgbergs ein, denn gefährlich nahe war hier der Abbau an die Fundamente der Veste gekommen. Die Bearbeitung dieses Gesteins ist selbst mit modernen Werkzeugen mühsam und äußerst aufwändig. Daher gibt es nur wenige Kunstwerke aus Stolpener Basalt, obwohl dieser, wenn geschliffen und poliert, seine ganz besondere Schönheit zur Geltung bringt.
Denkmäler
Das beeindruckendste Denkmal in Stolpen steht auf dem oberen Teil des steil ansteigenden Marktplatzes. Die Gründe für Denkmalerrichtungen mögen sich mit der Zeit ändern. Monarchen huldigt man in Stolpen an zentraler Stelle nicht mehr. Doch die mächtigen Basaltsäulen blieben an ihrem Platz und stehen nun für sich selbst als Naturdenkmal. Ein weiteres Monument in der Nähe der Kirche erinnert an den bedeutenden Stolpener Pfarrer und Chronisten Gercken.
Basalttraditionen
Tag des Geotops/Tag des offenen Denkmals
Basalttraditionen in Stolpen sind bis heute allgegenwärtig und finden besondere Beachtung am "Tag des Geotops" und am "Tag des offenen Denkmals". Jedes Jahr im September bieten die Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Gelegenheit zu Sonderführungen unter der fachkundigen Leitung von Dr. Thomas Scholle, einem ansässigen Geologen. Diese Touren führen zu besonderen Orten rund um den Nationalen Geotop des Burgberges von Stolpen und ermöglichen die Besichtigung Jahrhunderte alter privater Basaltkeller in den Häusern der Stadt.
Burggeist Basaltus in der Burg
Keine Burg ohne Burggeist! In Stolpen ist es Basaltus, der seit Jahrhunderten die Burgmauern unsicher macht. In den Burgkellern hat er ein Domizil gefunden, wo er gern vorwitzige Geister erschreckt. Basaltus mag zwar nicht käuflich sein, aber er ist durchaus bestechlich. Um ihm zu begegnen, muss man einen symbolische 10 Cent opfern.
Gelegentlich unternimmt er sogar einen Ausflug in den Burgbrunnen, um ein erfrischendes Bad zu nehmen. Basaltus erfreut sich besonders an der Neugierde und Wissbegier von Kindern und taucht deshalb in verschiedenen Informationsmaterialien und Broschüren auf. Für diejenigen, die aufmerksam hinschauen, bietet er so manche amüsante Begegnung.
Basaltsouvenirs
Die Stolpener haben eine lebhafte Fantasie, was sich in einer Vielzahl von Souvenirs zeigt, die sich mit dem Thema Basalt verbinden lassen. Diese reichen von Basalter, einem Bier, das von der natürlichen Kraft des Vulkans inspiriert ist, über Basaltseife bis hin zu bezauberndem Basaltschmuck. Auch Basaltus, der gute Geist von Stolpen, hat sich verewigen lassen und so sind Ketten und Pins mit seinem Konterfei käuflich zu erwerben und bringen natürlich jede Menge Glück!
Die Stolpener Basaltkönigin
Jedes Jahr findet in Stolpen am Tag des offenen Denkmals (2. Sonntag im September) und im Rahmen des Natur- und Bauernmarktes die Krönung der Basaltkönigin statt.
Die Basaltkönigin repräsentiert ein Jahr lang Burg und Stadt Stolpen. „Ihre Majestät“ fungiert in der Öffentlichkeit als Botschafterin. Auf verschiedenen Gebieten muss die zukünftige Basaltkönigin über ein umfangreiches Wissen verfügen. Persönliches Engagement und eine enge emotionale heimatliche Bindung sind ebenfalls Voraussetzung für die Ausübung des Amtes.